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nach Ghazza.GHAZZA. 11. Route. 327 Macht mehr. Philistaea wurde in den Kriegen der syrischen und ägypti-
schen
Diadochen wiederum der Schauplatz heftiger Kämpfe. Noch unter
den Maccabäern zeichneten sich die philistäisch-hellenischen Küstenstädte
durch Feindschaft gegen die Juden aus; doch konnten die Maccabäer die
philistäische Ebene dauernd unter ihre Gewalt bringen. Aber der
Nationalhass der Einwohner war unauslöschlich: bei der Zerstörung Je-
rusalems
wirkten sie, wie die anderen Feinde der Israeliten, mit.

Ghazza (Gaza) war die südlichste der philistäischen Pentapolis
(Bundesstädte). Hierher verlegt die Erzählung des Richterbuchs Cap. 15
einen Theil der Thaten Simson’s. Unter der Höhe des Berges vor
Hebron, wohin Simson die ausgehobenen Thorflügel trug, ist vielleicht
die Anhöhe des Berges Muntâr im SO. von Ghazza gemeint. Die Israe-
liten
scheinen die Stadt nur kurze Zeit besetzt gehalten zu haben (I Kön.
4, 24). Die Stadt war gross und wohl vorzugsweise als Handelsstadt be-
deutend
; einige Autoren sprechen davon, dass sie eine Hafenstadt Majumas
noch im 6. christl. Jahrh. gehabt habe. Herodot nennt die Stadt Ka-
dytis
; Alexander d. Gr. eroberte sie nach heftigem Widerstand. Alexander
Jannäus
nahm sie im Jahre 90 v. Chr., da sie sich mit den Feinden der
Juden verbündet hatte, ein und zerstörte sie. Kaiser Augustus schenkte
sie dem Herodes; nach dessen Tode fiel sie wiederum an die römische
Provinz Syrien. Als römische Stadt genoss Ghazza eine ruhige Entwick-
lung
; das Christenthum fand spät Eingang, obwohl Philemon (an welchen
Paulus schrieb) der Sage nach erster Bischof von Ghazza war. Noch in
der Zeit Constantin’s war die Stadt ein Hauptbollwerk des Heidenthums
und hing an ihrem Gott Mamas, dessen Statuen und Tempel erst im
Jahre 400 auf kaiserliches Edict hin zerstört wurden. An Stelle des
Haupttempels wurde auf Kosten der Kaiserin Eudoxia, Gemahlin des
Arcadius, eine grosse christliche Kirche in Kreuzesform erbaut. Im
Jahre 634 fiel die Stadt den Arabern unter ʿOmar anheim. Sie
war den Muslimen eine wichtige Stadt, weil Mohammed’s Grossvater
Hâschim, der seine Handelsreisen bis hierher ausgedehnt hatte, hier ge-
storben
und begraben war. Die Kreuzfahrer fanden Ghazza in Trüm-
mern
. Balduin II. erbaute hier 1149 eine Festung, deren Vertheidi-
gung
er den Tempelrittern anvertraute. Im Jahre 1170 plünderte Saladin
die Stadt, ohne die Festung erobern zu können; 1187 aber fiel Alles in
seine Hände, und nur vorübergehend konnte sich Richard Löwenherz dort
festsetzen. Im Jahre 1244 wurden die Christen und Muslimen in der
Nähe von Ghazza durch die Charesmier geschlagen. Seitdem hat Ghazza
keine Bedeutung mehr gehabt. Napoleon eroberte es im Jahre 1799.

Das heutige Ghazza war im Jahre 1871 von 2690 muslimischen
und 65 christlichen (griech.-orth.) Familien bewohnt, die eine Be-
völkerung
von etwa 16,000 Seelen bildeten. Es ist eine halb
ägyptische Stadt; der Schleier der muslimischen Frauen z. B. ist
beinahe dem ägyptischen gleich. Seit unvordenklichen Zeiten hat
Ghazza als Bindeglied zwischen Aegypten und Syrien gedient; noch
heutzutage ist der Markt, obwohl der Karawanenverkehr grössten-
theils
aufgehört hat, nicht unbedeutend, und hauptsächlich reich mit
allerlei Lebensmitteln, z. B. Datteln, Feigen, Oliven und Hülsen-
früchten
versehen; auch der Bazar kann sein ägyptisches Gepräge
nicht verleugnen. Die Stadt liegt mitten in Baumgärten, so dass man
eigentlich kaum weiss, wo sie beginnt. Die Vegetation ist, in Folge
der Fülle von Grundwasser, sehr reich. Ghazza hat heute weder
Mauern noch Thore. Es zerfällt in 4 Quartiere: Hâret et-Tufen N.,
Hâret es-Sedjîye O., Hâret ez-Zêtûn S., Hâret êd-Daredj W. Zu
dem letzteren steigt man mittelst Treppen hinauf, wie schon der
Name besagt.